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Artikel Duo Theolin vom 11./12. Juni
2005/ Jahre Kurorchester
Garmisch-Partenkirchen (ein Interview mit Musikdirektor Marcus Hölzl)/
Leidenschaftlicher Musiker mit
Zivilcourage (ein Interview mit Vasile Mocioc 1. Klarinettist)
Kommen Sie zum Schlusskonzert
des "großen"Kurorchesters
Garmisch-Partenkirchen
am Sonntag, den 03. September
um 16.00 Uhr im Kurpark
oder
im Kongresssaal
Originalartikel mit dem
Duo Theolin vom 11./12. Juni 2005 Garmischer Tagblatt
60 Jahre Berufserfahrung oder Musik aus
Leidenschaft
Seit 1999 können wir Theodora Filipova und ihren Mann Venelin
Filipov bei unserem Kurorchester Garmisch-Partenkirchen in den Sommermonaten
hören und sehen. Er ist Pianist mit Leib und Seele. Sie liebt ihre Geige und
bezaubert uns seit dem Jahr 2000 als Konzertmeisterin mit vielen
Solostücken. Es ist schon erstaunlich, dass diese zwei jungen Menschen über
fast 60 Jahre Berufserfahrung verfügen. Dabei wird Frau Theodora Filipova
demnächst erst 35 und ihr Mann Venelin Filipov 33 Jahre alt. Aber es ist so!
Sie haben beide mit 5 ½ Jahren ihre musikalische Ausbildung in ihrem
Heimatland Bulgarien begonnen. Wie bei vielen Musikern wurde auch bei
Theodora und Venelin die Liebe zur klassischen Musik durch die Mutter
geweckt. Bei beiden war es schon der Traum ihrer Mütter, die Musik zum
Beruf, zur Berufung, zu machen. Da die Mütter jedoch keine Möglichkeit
hatten, diesen Traum für sich selber zu verwirklichen, förderten sie ihre
Kinder.
Theodora Filipova bestand mit 5 ½ Jahren die Aufnahmeprüfung
an der staatlichen Fachschule für Musik in Sofia. Ihr Musikinstrument war
und ist die Geige. Venelin Filipov begann seine Laufbahn mit fast 6 Jahren.
Auch er absolvierte die Aufnahmeprüfung an der staatlichen Fachschule für
Musik in seiner Heimatstadt südlich von Sofia. Sein Musikinstrument ist das
Klavier. Beide hatten noch Glück, dass sie nicht ins Internat mussten, da
sich die Musikfachschulen jeweils in ihren Wohnorten befanden. Sobald man in
Bulgarien die Aufnahmeprüfung bei den staatlichen Fachschulen für Musik
besteht, ist der berufliche Werdegang eigentlich schon vorhersehbar.
Entweder man ist begabt, oder gibt sehr schnell auf. Denn Begabung,
Disziplin und Ausdauer stellen eine kleine Kinderseele auf harte Proben.
Aber für Theodora Filipova und Venelin Filipov stand von vornherein fest:
„Wir wollen Berufsmusiker werden!“
Tagein, tagaus gehörte neben dem normalen Schulpensum, das
jedes Kind zu absolvieren hat, eine Übungseinheit von 2 – 3 Stunden zu ihrem
Leben. „Einzige Ausnahme“, so Frau Filipova, „14 Tage in den Sommerferien“.
Wenn andere Kinder spielten, oder fern sahen, hieß es für die beiden
Vollblutmusiker üben. „Aber“, so sagt Venelin Filipov, „was gab es damals
auch schon in Bulgarien für Kinder fern zu sehen! Wir haben dabei eigentlich
nichts versäumt!“ Aus Venelin Filipovs Klasse mit 30 Musikschülern sind
heute nur zwei übrig geblieben, die die Musik als Beruf ausüben. Es wurde
nach dem politischen und wirtschaftlichen Umbruch in den osteuropäischen
Ländern Anfang der 90er Jahre sehr schwer, als Musiker der klassischen Musik
eine Anstellung zu finden. Viele haben im Ausland versucht, ihr Glück zu
machen. Andere haben einen ganz anderen Beruf gewählt und wollten sich im
Ausland ihren Lebensunterhalt auf andere Art und Weise verdienen.
Auch die beiden Filipovs haben an anderen Orten, in anderen
Orchestern gespielt. Ihre Ziele waren unter anderem Helsinki und München.
Für Theodora Filipova und Venelin Filipov ist ein Leben ohne klassische
Musik nicht vorstellbar. Sie lieben ihren Beruf. „Wir brauchen zwar Geld zum
Leben! Aber Geld ist nicht alles!“, so sagen die beiden. Theodora und
Venelin Filipov haben im Jahre 1995 ihre Ausbildung zu Konzertmusikern
beendet. Fragt man die Filipovs nach ihren Hobbies, so sind sie sich einig.
„Im Winter genießen wir hier die vielen schönen Loipen im Umkreis. Denn wir
sind leidenschaftliche Ski-Langläufer,“ sagt Venelin Filipov. Seine Frau
fügt sofort noch hinzu: „Reisen! Wir nutzen jede Möglichkeit, um Abstecher
in die weitere oder nähere Umgebung zu machen! So sind wir vor einigen Tagen
kurzfristig nach Wien gefahren, haben im Grinzing ein Glaserl Wein getrunken
und haben aber auch die berühmten Kaffeehäuser mit ihrer Kaffeehausmusik
gesucht. Leider ist diese Tradition nicht mehr häufig in Wien zu finden.
Schade!“ Theodora Filipova und ihr Mann Venelin Filipov wollten dort auch
Erfahrungen vor Ort für ihre Auftritte als Duo Theolin sammeln. Das Duo
Theolin entstand im Jahre 2000. Der Name – zusammengesetzt aus der
Anfangssilbe von Theodora und der Endsilbe von Venelin – war eine Idee ihres
damaligen Managers. Wir können dieses Duo Theolin nun jede Woche im Rahmen
der sommerlichen Kurkonzerte von GAP – live Musik mit ihrer herrlichen
Salon- bzw. Kaffeehausmusik im Kurpark genießen. Oder man kann die beiden zu
Veranstaltungen jeglicher Art engagieren.
Bei den beliebten Fragen eines jeden Interviews kommen die
Antworten wie aus der Pistole geschossen. Die Lieblingskomponisten der
Filipovs sind Johannes Brahms, Ludwig van Beethoven und Fritz Kreisler. Das
Lieblingsbuch von Theodora Filipov ist Reicher Mann, armer Mann von Irwin
Shaw, das Lieblingsbuch von Venelin Filipov Jenseits von Eden von John
Steinbek. Beim Lieblingsgericht sind sich die beiden einig. Wir lieben die
italienische Küche. Vor allen Dingen Risotto mit Meeresfrüchten. Theodora
und Venelin Filipov sind seit dem 21. Oktober 2001 verheiratet. Sie wünschen
sich für die Zukunft ein bis zwei Kinder. Auf die Frage, ob sie Heimweh
haben, antworten beide mit einem schnellen und klaren ja. Natürlich haben
sie auch berufliche Träume! Eine konzertante Welttournee, das wäre unser
gemeinsamer Traum Diese sympathischen Menschen, die mir hier gegenüber
sitzen, raten allen Kindern und Jugendlichen, die einmal Berufsmusiker
werden möchten: „Das Wichtigste sind der Glaube an seine Fähigkeiten und
üben, üben, üben.....“
Wenn auch Sie neugierig auf das Duo Theolin geworden sind,
besuchen Sie die Konzerte im Rahmen der Kurmusik im Kurpark oder im Kurcafé
Adlwärth jeweils dienstags oder donnerstags Nachmittag um 16.00 Uhr
oben
Mir gegenüber sitzt ein sympathischer Mittvierziger, den
sicherlich viele kennen. Es ist Musikdirektor Marcus Hölzl, Leiter der
Kurmusik in Garmisch-Partenkirchen. Gemeinsam mit dem 75.en Jahrestag des
Kurparks Garmisch-Partenkirchen hat auch er einen markanten Jahrestag zu
feiern. Marcus Hölzl leitet nunmehr mit Begeisterung seit 20 Jahren das
Kurorchester und die Big-Band Garmisch-Partenkirchen. Ein Grund mehr, uns
dem Leben des
1999 zum Musikdirektor ernannten Vollblutmusikers und
Organisators zu widmen. Marcus Hölzl ist ein Sohn Garmisch-Partenkirchens.
Er wurde im März 1959 geboren und legte im Jahr 1978 - wie nun in diesem
Jahr sein ältester Sohn Corbinian – das Abitur am Werdenfels-Gymnasium ab.
Schon mit sechs Jahren entdeckte er seine Leidenschaft für die Musik.
Zunächst gab es Klavierunterricht. Dann mit 9 Jahren folgte die Posaune. Und
mit 11 Jahren kam noch die Geige hinzu. Für Marcus Hölzl stand schon früh
fest, dass er Musiker werden wollte. Wenn schon Musik, dann jedoch noch
zusätzlich eine Pädagogikausbildung; so hatten es seine Eltern gewollt. Also
folgte der Schulzeit im Jahre 1978 ein Studium an der Musikhochschule in
München, sowie ein weiteres Studium der Musikwissenschaft und Psychologie an
der Universität in München. Marcus Hölzl ist Diplom-Musiker und staatlich
geprüfter Instrumentallehrer. Während des Studiums spielte er begeistert in
verschiedenen Orchestern mit, um zu mehr Professionalität zu gelangen. Schon
mit 25 Jahren wurde Marcus Hölzl unter vielen Bewerbern im Jahre 1985 zum
selbständigen Leiter des Kurorchesters Garmisch-Partenkirchen ausgewählt.
Von dieser Zeit an bietet er den Zuhörern ein buntes Bild an vielfältiger
Musik, das seinesgleichen sucht. Marcus Hölzl leitete nicht nur das
Kurorchester mit damals 22 Angestellten, sondern gründete auch die Big Band
und die Tanz-Combo Werdenfels Swingers. Er ist seit 1985 Dirigent der
Musikkapelle Garmisch. Im Jahre 1998 kam es zur Gründung der Zugspitzmusik.
Die Werdenfelser Schrammeln sorgen seit neuestem genau so wie die Garden
Party und die Zugspitz-Blasmusik für Stimmung. Ganz zu schweigen von den
vielen Auftritten und Kompositionen bei diversen Veranstaltungen des
Marktes, wie dem Kultursommer oder der Ärzte-WM. Seine Repertoires reichen
von Orchesterkonzerten mit Solisten über Kirchenkonzerte, Wunschkonzerte bis
hin zu Dixieland-Veranstaltungen. In diesem Jahr hat es die größte
Veränderung seit Übernahme des Kurorchesters gegeben. Marcus Hölzl ist es
gelungen, mit einem stark gekürzten Etat ein buntes Programm für jung und
alt auf die Beine zu stellen. Kommt man auf seine beruflichen Träume zu
sprechen, so möchte er natürlich auch andere Orchester dirigieren. Im
November für das Kurorchester Garmisch-Partenkirchen einen Auftritt bei der
Benefizvorstellung „Münchner Herz“ im Prinzregententheater geben, zu dem wir
schon heute viel Erfolg wünschen.
Marcus Hölzl ist
verheiratet und begeisterter Vater. Fragt man ihn nach seinen Hobbys, so
muss er schon überlegen, denn viel Zeit bleibt ihm nicht zum Müßiggang.
Volleyball spielen in einer gemischten Gruppe, das bereitet Marcus Hölzl
Freude. Außerdem genießt er die gemütlichen Abendessen mit seiner Frau
Blanca. „Denn sie ist eine hervorragende Köchin“, wie Herr Hölzl verrät.
Hermann Hesse ist sein Lieblingsautor. Was bedeutet die Musik für Marcus
Hölzl? „Sie ist Labsal für die Seele“, antwortet er spontan. So nennt er
auch keinen Lieblingskomponisten. „Musik muss bewegen“, das ist seine Liebe
zur Musik. Folgendes gibt Marcus Hölzl jungen Musikern mit auf den Weg: „Man
sollte nicht nur das Musizieren lernen, sondern auch seine eigene
Persönlichkeit finden und entfalten.“
oben
Vasile Mocioc wurde im Jahr 1954 in Bukarest in Rumänien
geboren. Er ist der erste Musiker in seiner Familie und lernte mit 6 Jahren
Akkordeon zu spielen. Es war der Musikschullehrer, der erkannte, dass in Vasile ein außergewöhnliches musisches Talent
schlummerte und entscheidend dazu beitrug, dass das Kind das Gymnasium für Musik besuchen konnte. Da das Akkordeon allein kein
geeignetes Musikinstrument war, um eine Musikerlaufbahn einzuschlagen, wechselte Vasile mit 11 Jahren zur
Klarinette. Von 1968 – 1972 bereitete er sich am Gymnasium für Musik in
Bukarest auf ein Leben als Musiker vor. Es folgte ein Studium an der
Musikakademie von 1972 – 1976. Neben der Klarinette kam als 2. Instrument
noch das Klavier hinzu. Hier lernte er auch seine Ehefrau Dany kennen, die
Pianistin wurde und ihn heute auf seinen Reisen begleitet.
Mit 17 Jahren – also 1971 – gewann er bei einem
internationalen Musikwettbewerb in Prag den 2. Preis. Im Anschluss daran, im
Jahre 1972, durfte er in Mark Neukirchen bei Plauen an einem Musikwettbewerb
teilnehmen und errang den 3. Preis.
Vasile Mocioc bewies während des sozialistischen Regimes in
seinem Land öfter Zivilcourage. Ihm wurde das Stipendium gestrichen, weil er
nicht bereit war, der Partei beizutreten. 1976, nach seinem Examen hätte er
eine Anstellung beim Operettenorchester Bukarest bekommen können, wenn er
Parteimitglied geworden wäre. Er aber weigerte sich. Also musste er das tun,
was er eigentlich nie vorhatte. Ihm wurde eine Stelle als Musiklehrer an der
Musikschule im 100 km entfernten Tirgovisto zugewiesen. 1980 durfte Vasile
endlich zum Operettenorchester wechseln. Als Klarinettist ging es mit dem
Operettenorchester quer durch Italien auf Tournee. Noch kurz vor dem
politischen Umsturz 1989 bot ihm der Leiter des Radiosymphonieorchesters
Bukarest eine Stelle als 1. Klarinettisten an, wenn er der Partei beitreten
würde. Vasile blieb aber auch bei diesem lukrativen Angebot standhaft.
Einige Monate später - nach dem politischen Umsturz – erhielt Vasile eine
Anstellung beim Radiosymphonieorchester gerade weil er kein Parteimitglied
war. Gleichzeitig ab 1990 unterrichtete er Holzbläser der Kammermusik.
Vasile Mocioc gründete gemeinsam mit einem anderen Musiker im Jahre 1985 die
Gruppe Archaeuz, die sich ganz der atonalen Musik widmete. Ihre Auftritte
waren von Erfolg gekrönt in halb Europa und USA. Als in Bukarest im Jahre
2000 ein Lokal eröffnete, dessen Besitzer ein Liebhaber Bayerns und
Österreichs war, ließ sich Vasile dazu überreden, Saxophon spielen zu lernen
und somit bayerische und österreichische Lieder in der hauseigenen Band mit
zu spielen. 2001 unterrichtete Vasile Schüler der Masterclass of recital der
International School of Composer in Alicante; 2002 warb man ihn als Leiter
des Meisterkurses für Klarinette und Piano an der International American
School in Madras/Indien. Ein Schüler Vasiles spielte im Jahre 2001 beim
Kurorchester Garmisch-Partenkirchen als Klarinettist. Als dieser Schüler zur
Meisterklasse nach Hannover wechselte, schlug er Vasile Mocioc – seinen
ehemaligen Lehrer – als seinen Nachfolger vor. Vasile hatte genau 4 Stunden
Zeit und entschied sich, die Stelle in Deutschland anzunehmen. Seit dieser
Zeit spielt er zwischen Mai und September in Garmisch-Partenkirchen beim
Kurorchester als hervorragender Klarinettist und in der Big Band als
Saxophonist. Seit dieser Saison kann man sein Können auch bei der
Zugspitz-Blasmusik bewundern. Den Rest des Jahres spielt er beim
Radiosymphonieorchester in Bukarest. Vasile Macioc mag
Garmisch-Partenkirchen. „Vor allen Dingen, weil hier fast jeder ein
Musikinstrument spielt und die Musik liebt.“ „Seitdem die Kurmusik so
drastisch reduziert wurde, ist Garmisch wie ausgestorben. Der Kurpark ist
tagsüber leer. Es sind viel weniger Touristen unterwegs!“, so sagt er.
Vasile Macioc stand mit Luciano Pavarotti und mit Placido
Domingo auf der Bühne in Bukarest. Er führte Gespräche mit Sergiu
Celibidache und Yin Wang. Sein Lieblingsbuch ist „Die Liebe in den Zeiten
der Cholera“ von Gabriel Garcia Marques. Zu seinen Lieblingskomponisten
zählen alle Romantiker von Mozart bis Mahler. Er mag Gartenarbeit und sein
Hobby ist das Arrangieren von Musikstücken für sich und seine Frau Dany, die
ihn oft am Klavier begleitet. Im Gespräch stellt sich auch heraus, dass die
Großmutter von Dany Schülerin des weltberühmten Komponisten Bèla Bartòk war.
„Heimweh habe er immer“, so erzählt Vasile. „Heimweh nach den
bekannten Straßen, nach den lieb gewordenen Gerüchen, nach dem Vertrauten.“
Beim Rat an den Musikernachwuchs hält er es mit dem
weltbekannten Geiger und Komponisten George Enescu: „Musik ist eine sehr
ernste Sache!“ Zum Erfolg gehören viel Talent, Ausdauer und harte Arbeit.
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